„Wählen ab 16?“ – Zu dieser Frage entwickelte sich im Cafe Hohenbrunn eine lebhafte Diskussion. Leider war die eigentliche Zielgruppe, nämlich Jugendliche, die das betrifft, dabei nicht vertreten. Der eingeladene Politikwissenschaftler Professor Dr. Martin Gross von der LMU konnte so seine Erkenntnisse aus zahlreichen Studien nur den anwesenden Erwachsenen vermitteln.
- Das politische Wissen von 16- und 17-Jährigen unterscheidet sich nicht von dem der 18- und 19-Jährigen
- Überraschend (aber auch wissenschaftlich belegt): Erwachsene sind in zahlreichen Altersgruppen auch nicht informierter (z.B. bei der einfachen Frage, was der Unterschied zwischen Erst- und Zweitstimme ist) . Prof. Gross schließt hier die provokante Frage an, „warum wir von 16-Jährigen politisches Interesse verlangen, von 43-Jährigen aber nicht“.
- Jugendliche, die noch zu Hause wohnen oder studieren, haben oft ein größeres Interesse an Politik als solche, die bereits eine Ausbildung absolvieren. Prof. Gross führt das schlicht auf Zeitmangel und Stress zurück.
- Seit das Wahlalter 1970 von 21 auf 18 Jahre gesenkt wurde, hat sich die politische Beteiligung deutlich erhöht, und das Interesse reicht über Deutschland hinaus
Grüne, SPD und FDP fordern zur Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre schon lange eine Änderung der Bayerischen Verfassung. Doch bis jetzt wird diese Forderung von den Regierungsparteien immer noch abgelehnt. Hauptargument: Jugendliche mit 16 Jahren seien noch nicht reif für die Beurteilung politischer Entscheidungen.
In Europa wird das anders gesehen. Bei der Europawahl 2024 dürfen nun auch in Deutschland erstmals Jugendliche ab 16 wählen. Aber auch in 11 deutschen Bundesländern ist das bei Landtags- und Kommunalwahlen schon der Fall. Im Nachbarland Österreich hat man mit der Absenkung auf 16 Jahren gute Erfahrungen gemacht. Das Interesse, sich politisch zu engagieren ist deutlich gestiegen.
Zur Zeit läuft in Bayern ein Volksbegehren „Vote16“ mit dem Ziel, auch in Bayern die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre zu erreichen.